Gerhard Hoehme. Zwischen Ding und Raum
16. September bis 28. Oktober 2017 ⟶ Corneliusstraße
"Den Gesetzen der Fläche bin ich nur widerwillig gefolgt. Weit mehr hat mich die Gesetzmäßigkeit der Farbe, ihr Strömen und ihr Wachsen, ihre Materie und Struktur interessiert. Beim Umgang mit ihr, beim Eingehen auf ihre Möglichkeiten hemmten mich oft die Ränder des Rechtecks. Dies war ein Zwang zu weiser Beschränkung, bisweilen bedeutete es die Einengung meines Ausdrucksvermögens. Meine Sehnsucht war der weite Raum, der dritte, vierte, fünfte – nach oben, zur Seite, nach vorn, ja sogar nach hinten, aber ohne illusionistische Tiefe". So Gerhard Hoehme 1957 in einem Text, der anlässlich seiner Ausstellung in Jean-Pierre Wilhelms Galerie 22 in Düsseldorf publiziert wurde. Gerhard Hoehme beschäftigte sich mit den materiellen Beschaffenheiten seiner Malmittel. Farbschollen, die er von alten Leinwänden abkratzte, schichtete er zu haptischen raumgreifenden Objekten übereinander (Borkenbilder). In Bezug auf das traditionelle Format des Tafelbildes suchte Hoehme neue Freiheit und Unabhängigkeit: Er betrachtete das Bild als offenes, energetisches Feld, das sich auf die Umgebung hin ausdehnt. Daraus resultierend entwickelte er unregelmäßig konturierte Leinwände – eine frühe Vorwegnahme der „shaped canvases“. Er experimentierte mit Plastikschnüren, Fäden und Drähten, die er aus der Leinwand in den Raum wachsen ließ oder zu eigenständigen Schnurplastiken bündelte.