Mahdad Alizadeh / Emil Schumacher. sanctuary
27. November 2021 bis 5. Februar 2022 ⟶ Showroom
Showroom Galerie Georg Nothelfer
Grolmanstraße 28
10623 Berlin
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10623 Berlin
Öffnungszeiten:
Do – Fr 12 – 19 Uhr, Sa 12 – 18 Uhr
Bitte beachten Sie die aktuellen Corona Bestimmungen!
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Die Galerie Georg Nothelfer freut sich Skulpturen des jungen Künstlers Mahdad Alizadeh mit Papierarbeiten von Emil Schumacher, einem der wichtigsten Repräsentanten des Deutschen Informel, im Showroom gegenüberzustellen.
Mit einem generationenübergreifenden Duett befragen Mahdad Alizadeh und Emil Schumacher das Hier und Jetzt im Showroom der Galerie Georg Nothelfer. Dafür passt das Bild eines gemeinsamen Walgesangs. Warum ein Walgesang? Weil diese Wesen gegen jede Kategorisierung einfach Säugetiere im Meer sind. Obwohl sie die Luft zum Atmen brauchen, leben sie trotzdem ausschließlich in einem anderen Element. Dieses Maskottchen der Kategorie-Verweigerung, Vorreiter im Artensterben, Verkörperung der weltlichen Demut steht uns Pate um in die Ausstellung sanctuary zu gelangen.
Der Informelle Meister Emil Schumacher zeigt Zeichnungen, die von Mahdad Alizadeh ausgewählt wurden. Der 1993 in Teheran geborene Typ, der zum Studieren nach Berlin kam, findet den 1912 in Hagen geborenen und 1999 auf Ibiza verstorbenen Emil so gut, dass ein paar Blätter von Emil in der Installation Zuflucht finden dürfen. Alizadeh verändert den Boden des Ausstellungsraums und baut darauf eine rudimentär wirkende Ausstellungsarchitektur aus 900 Ziegelsteinen, auf der sich Skulpturen aus Ton in Gruppen und alleinstehend platzieren. Die Installation erinnert an eine Infrastruktur mit Bädern und Bäckereien antiker und altorientalischer Ausgrabungsstätten. Die Skulpturen wollen nicht beschrieben werden. Ernsthaft aber ohne Autorität treffen unbekannte Formen auf vertraute Strukturen oder umgekehrt, das ist schwer zu sagen.
Sanctuary kann sowohl mit Heiligtum als auch mit Zufluchtsort übersetzt werden. Durch den Titel erhalten wir scheinbar eine Antwort auf alle Fragen, die in diesem Raum aufkommen könnten: hier ist ein Zufluchtsort. Und gleichzeitig öffnet es uns den Raum für Assoziationen und Möglichkeiten, die sich im Unbeschreiblichen und Unsichtbaren bewegen. Emil Schumacher reiste 1962 im Alter von 50 Jahren nach Libyen und Tunesien auf der Suche nach eben diesem Unbeschreiblichem, Fremden, um es in seine Arbeit zu integrieren und diese dadurch zu verändern. Mahdad Alizadeh kennt das auch. Seine Arbeiten scheinen aus einem Labor der Rituale zu kommen, in dem Erfahrungen mit Neuem und Vertrautem untersucht werden. Vielleicht ist es eine Suche nach dem universellen Vertrauen. Eine wichtige Haltung in unserer Gesellschaft, die mit dem Unbekannten umgehen muss und ihre Werte neu verhandelt. Dafür braucht es neue Kombinationen und Verbindungen, die nur gemeinsam gefunden werden können. (Text: Manuel Kirsch)
Der Informelle Meister Emil Schumacher zeigt Zeichnungen, die von Mahdad Alizadeh ausgewählt wurden. Der 1993 in Teheran geborene Typ, der zum Studieren nach Berlin kam, findet den 1912 in Hagen geborenen und 1999 auf Ibiza verstorbenen Emil so gut, dass ein paar Blätter von Emil in der Installation Zuflucht finden dürfen. Alizadeh verändert den Boden des Ausstellungsraums und baut darauf eine rudimentär wirkende Ausstellungsarchitektur aus 900 Ziegelsteinen, auf der sich Skulpturen aus Ton in Gruppen und alleinstehend platzieren. Die Installation erinnert an eine Infrastruktur mit Bädern und Bäckereien antiker und altorientalischer Ausgrabungsstätten. Die Skulpturen wollen nicht beschrieben werden. Ernsthaft aber ohne Autorität treffen unbekannte Formen auf vertraute Strukturen oder umgekehrt, das ist schwer zu sagen.
Sanctuary kann sowohl mit Heiligtum als auch mit Zufluchtsort übersetzt werden. Durch den Titel erhalten wir scheinbar eine Antwort auf alle Fragen, die in diesem Raum aufkommen könnten: hier ist ein Zufluchtsort. Und gleichzeitig öffnet es uns den Raum für Assoziationen und Möglichkeiten, die sich im Unbeschreiblichen und Unsichtbaren bewegen. Emil Schumacher reiste 1962 im Alter von 50 Jahren nach Libyen und Tunesien auf der Suche nach eben diesem Unbeschreiblichem, Fremden, um es in seine Arbeit zu integrieren und diese dadurch zu verändern. Mahdad Alizadeh kennt das auch. Seine Arbeiten scheinen aus einem Labor der Rituale zu kommen, in dem Erfahrungen mit Neuem und Vertrautem untersucht werden. Vielleicht ist es eine Suche nach dem universellen Vertrauen. Eine wichtige Haltung in unserer Gesellschaft, die mit dem Unbekannten umgehen muss und ihre Werte neu verhandelt. Dafür braucht es neue Kombinationen und Verbindungen, die nur gemeinsam gefunden werden können. (Text: Manuel Kirsch)
Mahdad Alizadeh (*1993 in Teheran) lebt und arbeitet in Berlin. Er war Meisterschüler an der Universität der Künste und erhielt vom DAAD ein Stipendium für seine Meisterschüler-Ausstellung für die er einen Raum in einen Clayground für seine Performance Day X verwandelte. Er stellte bereits in den Gruppenausstellungen HANDS ON THE WALL der KUNSTSAELE BERLIN und AROMA MUSA, Torstraße 111, aus. Bis 19. Januar 2022 werden seine Skulpturen in der Schau "Deine Kunst" in der Städtischen Galerie Wolfsburg gezeigt. Er beschäftigt sich mit der Haptik und der Veränderung von Erde und schafft organisch anmutende Skulpturen, die so wirken als könnten sie in jedem Moment ein Eigenleben entwickeln. Sie oszillieren zwischen Figuration und Abstraktion und muten wie ein eingefrorener Moment an, der die Bewegung der Materie angehalten hat. Alizadeh bewegt sich hier in Diskursen der Vergänglichkeit, der Zeit und des Festhaltens des Moments sowie der Verbindung zum organischen Material, einem ursprünglichen Stoff, der alles verbindet.
Emil Schumacher (*1912 in Hagen – †1999 auf Ibiza) ist einer der wichtigsten Vertreter des Deutschen Informel.
Bereits in den 1950er Jahren entwickelte er, beeinflusst vom französischen Tachismus und dem amerikanischen Action Painting, eine eigenständige abstrakte Malweise. Seine Bilder wurden auf der documenta 2, 3 und 6 präsentiert. Das Münchner Haus der Kunst zeigte 1998 eine Retrospektive. 2009 eröffnet das Emil Schumacher Museum in Hagen. Im Verlauf seines Lebens erhält Schumacher zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen, u.a. den Guggenheim Award, N.Y. Eine Besonderheit in Emil Schumachers Vita sind seine Reisen in den Orient und die daraus entstandenen Reisebilder. Der Künstler besuchte von ihm früh verehrte archäologische Stätten wie Assur, Uruk und Hatra. Die förmlich mit der Natur und Wüstenumwelt verschmelzende Architektur aus Feldsteinen und Lehm übten auf den gestisch expressiven Maler eine große Faszination aus.