head-to-head-to-head
5. März bis 1. Mai 2022 ⟶ Galerie
head-to-head-to-head
Mahdad Alizadeh / Anonym / Horst Antes / Damien Daufresne / Lothar Fischer / Galli / Stella Geppert / Peter Gilles / Thomas Hartmann / Gerhard Hoehme / Christian Jankowski / Manuel Kirsch / Raimund Kummer / Karl L. / László Lakner / Britta Lumer / Toni Mauersberg / Jürgen Messensee / Henri Michaux / Max Neumann / Arnulf Rainer / Augustin Wilhelm Schnietz / Emil Schumacher / Sara Sizer / Walter Stöhrer / Jan Voss
5. März -1. Mai 2022 (Galerie Corneliusstraße 3)
5. März - 14. April 2022 (Showroom Grolmanstraße 28)
5. März - 14. April 2022 (Showroom Grolmanstraße 28)
Eröffnung: 4. März, 18-21 Uhr
Sonderöffnungszeiten während des GALLERY WEEKEND (Galerie Corneliusstraße 3)
Fr, 29. April - So, 1. Mai, 12-20 Uhr
"Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann" (Francis Picabia)
Eine Ausstellung zum Thema "Kopf", "head-to-head-to-head". Bilder und Begriffe drängen sich auf: Kluger Kopf, Hitzkopf, Blödkopf, Quatschkopf, Lockenkopf, kühler Kopf, Querkopf, Eierkopf, sturer Kopf – Brett vorm Kopf. Spätestens dann ist ein Richtungswechsel angezeigt:
Erster Richtungswechsel: Von der Porträtmalerei früherer Jahrhunderte bis zu großformatigen Fotografien heutzutage schauen wir in ein Antlitz, fragen uns, wer dieser andere Mensch ist, was ihn ausmacht, was sich in seinem oder ihrem Gesicht widerspiegelt. Selbst Totenmasken beziehen hieraus ihre Faszination. Und manchmal erkennen wir selbst erst beim Blick in einen Spiegel, wie müde oder abgespannt wir sind. Vielleicht verschwimmt auch das Bild vor unseren Augen, wird abstrakt, wie fremd.
Zweiter Richtungswechsel: "Sein oder Nichtsein" sinnierte schon Hamlet mit einem Schädel in der Hand. Von der Individualität des Antlitzes kommen wir beim knöchernen Schädel zu prinzipiellen, zu "letzten Fragen" nach Herkunft, Sinn des Lebens und der Frage, was uns nach dem Tod erwartet. Nicht nur in der "Göttlichen Komödie" werden wir durch sprachmächtige Bilder geführt – zu allen Zeiten haben Künstlerinnen und Künstler Bilder für unsere Ängste und Sehnsüchte gefunden.
Dritter Richtungswechsel: Dass wir nachdenken können über uns selbst, über unsere Mitmenschen, die Welt, über philosophische und künstlerische Themen – all das verdanken wir dem vom knöchernen Schädel ummantelten Gehirn. Es verarbeitet unsere Sinneswahrnehmungen, steuert unsere Handlungen, plant voraus, phantasiert und träumt – aber es neigt auch zu Fehlfunktionen. Im Alter kann es löchrig werden wie ein Sieb. Manchmal entwickelt sich das Gehirn zu einer Brutstätte für Ängste, Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Auch hiervon zeugen manche Texte und Bilder.
Vierter Richtungswechsel: Köpfe können laufen lernen. In den Zeichnungen der Kinder beginnt das Bild des Menschen als ein kopfartiges Gebilde auf Beinen, als sogenannter "Kopffüßler". Viele Künstler nutzen diese "knappste Bildformel, um einen ganzen Menschen darzustellen". Wir finden derartige Bilder vom Mittelalter bis in unsere Zeit sowie auch bei Künstlerinnen und Künstlern, die wir der sogenannten "Art Brut" bzw. der "Outsider Art" zurechnen. In Kulturen rund um die Welt und zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte finden sich Skulpturen von Kopffüßlern.
Fünfter Richtungswechsel: Der Kopf mag als Kopffüßler davoneilen durch die Kunst- und Kulturgeschichte und noch viele andere Facetten aufweisen – doch wie schrieb schon Goethe in einem Brief vom 10. Juli 1772 an Herder: "Armer Mensch, an dem der Kopf alles ist."
(Text: Hartmut Kraft)