Jan Voss. Was Neues vom Tatort?

25. November 2023 bis 10. Februar 2024 ⟶ Galerie

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

About Crime, 2014, Mischtechnik/ Leinwand, 165 x 235 cm

O.T., 2023, Papierrelief, 93 x 71 x 5 cm

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

O.T., 2020, Collage auf Karton, 138 x 110 cm

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

O.T., 1978, Aquarell/ Leinwand, 190 x 280 cm

O.T., 2023, Papierrelief, 69 x 59 x 5 cm

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

O.T., 2023, Mischtechnik/ Leinwand, 200 x 150 cm

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

Doctor Freud is not at home, 2014, Mischtechnik/ Collage/ Leinwand, 210 x 285 cm

O.T., 2022, Collage/ Karton, 132 x 100 cm

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O.T., 2021, Mischtechnik/Collage/Leinwand, 110 x 200 cm

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

O.T., 1983, Serigraphie, Ed. 75, 72 x 60,5 cm

O.T., 1972, Farblithographie, Ed. 150, 50 x 65 cm

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

Conseils du Docteur Amoroso, 1963, Mischtechnik/ Leinwand, 195 x 260 cm

O.T., 2021, Collage auf Karton, 135 x 100 cm

Sorcellerie, 1991, Schamotte, 36 x 38 x 18 cm

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O.T. (Berliner Farben), 2014, Collage/Papier, 65 x 50 cm

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

O.T., 1990, Mischtechnik/Collage/Papier, 75,5 x 116,5 cm

Installationsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Gernot Seeliger

O.T., 2023, Mischtechnik/Collage auf Papier, 87 x 63 x 5 cm

O.T., 2023, Mischtechnik/Leinwand, 200 x 150 cm

Die Galerie Georg Nothelfer freut sich in diesem Winter eine Einzelausstellung mit Werken von Jan Voss zu zeigen.

Es beginnt alles mit Linien, die in den Felsen geritzt sein könnten – Tierwesen, Menschwesen – Jäger, Gejagte. – und spielend - keine festen Begrenzungen des Raums – Weitungen eher, über den Rand hinaus, - den es gar nicht gibt. Im Lauf des Werks von Jan Voss schwindet die Kargheit der Striche – sie werden fetter, pastöser – farbiger. Üppiges nimmt zu, greift um sich. Die Gegenden werden zugestellt, eine Art Dschungel, in dem wer weiß, welche Taten-Untaten verübt werden.

Schrankartige Männer wachsen aus dem Boden, werden unübersehbar. Sind sie es, die knacken, oder die geknackt werden?

Umkippen des Moments. In rasendem Tempo wird das Habitat besiedelt. Ein Wesen will das andere übertrumpfen. Sekundentaten. Und der Ballettmeister dieser hochgezüchteten Choreographie ist – ein Fuchs. Reineke de Vos – wenn da der Familienname nicht durchklingelt!

Der Jäger nennt die Gangart des Fuchses „Schnüren“. Ein Fuß vor den anderen gesetzt, sodass sich eine Linie ergibt. Diese kann auch Schlingen bilden, Schlaufen, in deren Falle mancher geht – doch Reineke hat oft seinen Kopf aus Selbiger gezogen. Er hat nicht nur manche Gans nicht nur gestohlen …. Welch JANusköpfiger Schlingel! Auf frischer Tat ertappt.

Auch die technoide Welt schleicht sich allmählich ein, mit Androidenkram und Cyberwesen.

Der Dschungel wird immer undurchschaubarer. Dimensionen gehen in andere Dimensionen über: verschachtelte Welt, setzt den Raum in Kraft und entkräftet ihn sogleich. Was denn sonst tun als sich diesem Tanz zu fügen. Diesem schwindelerregenden Wechsel der Tatorte.

Der Fuchs wittert, riecht seine Chance. /„Kalt, zart wie der dunkle Schnee,/ Berührt eine Fuchsnase Zweig, Blatt;/ Zwei Augen steuern eine Bewegung, die jetzt/ Und jetzt wieder, und jetzt, und jetzt / Zierliche Stapfen in den Schnee drückt.“ (Aus: Ted Hughes, Der Gedanken-Fuchs.)

Alles überwuchert allmählich, über den Erdball hinaus. Es gibt keine freien Plätze mehr, aber wir können uns Stücke von der Kruste herausschneiden, übereinander kleben und in eine Nachbardimension wachsen lassen. Der Fuchs treibt es jetzt arg BUNT. Plakatiert alles, plagiiert alles. Die Taten treten sich auf die Pfoten. Das ist der Tat-Ort. (Text: Rainer G. Schmidt)

Jan Voss (*1936 in Hamburg) zog nach seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste München

im Jahr 1960 nach Paris. Er war Teilnehmer der documenta 4 (1968) und hatte eine Professur an der École nationale supérieure des Beaux-Arts in Paris inne (1987-92). Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin und Paris.

Durchgehendes Thema seiner Malerei ist das "Geordnete", sich aber gleichzeitig in ständiger Bewegung befindliche Chaos einer vielgliedrigen, alltäglichen Situation innerhalb eines chaotischen Zeitverlaufs. In unserer medial geprägten Zeit reflektiert er die unzumutbare Summe von Zeichen, die wir täglich aufzunehmen und zu verarbeiten haben. Voss experimentiert mit diversen Techniken und Materialien; allen gemein ist die Anhäufung verschiedener Farb- und Formelemente, die ineinandergreifen, sich überschneiden und durch Linien, Zeichen und Zeichenfragmente miteinander verbunden sind. "Die Werke", so der mit dem Künstler befreundete Schriftsteller Peter Handke, "geben einem Haus Schwung, so wie man einer Schaukel einen Schwung gibt."

Jan Voss