DON´T TOUCH! Groupshow

12. März bis 19. April 2025 ⟶ Galerie

Ausstellungsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

Geerten Verheus, Venice in Fur (hooked), Nr .1 und 2, 2010, Gummi und Messing, jeweils ca. 120 x 50 x 5 cm (variabel). Foto: Katrin Rother

Ausstellungsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

Jeroen Jacobs, O.T., 2024, Beton, Stahl, Pigment, 105 x 50 x 50 cm

Jenny Michel
oben links: Paradise-Vehicle #5 Satellite Kopie, 2014, Nitrofrottage auf verschiedenen Papieren und Pappen, Holz, ca. 50 x 73 x 67 cm
unten rechts: Paradise-Vehicles in Decay - Trailer I, 2014, Nitrofrottage auf Papier und Pappe, gefundenes Holz, zweiteilig, ca. 70 x 58 x 39 cm (variabel). Foto: Katrin Rother

Jenny Michel, Paradise-Vehicles in Decay - Trailer I, 2014, Nitrofrottage auf Papier und Pappe, gefundenes Holz, zweiteilig, ca. 70 x 58 x 39 cm (variabel). Foto: Katrin Rother

Jenny Michel, Paradise-Vehicle #5 Satellite Kopie, 2014, Nitrofrottage auf verschiedenen Papieren und Pappen, Holz, ca. 50 x 73 x 67 cm

Ausstellungsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

Stella Geppert, BROKEN CLOUD, aus der Serie Two Feet Seven Inches, 2018, Performative Skulptur, Keramik unglasiert, ca. 65 x 90 x 75 cm

Thomas Rentmeister, O.T., 2012, Mopp, ca. 190 x 20 x 50 cm (Detail). Foto: Tony Nathan

Ausstellungsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

Thomas Rentmeister, O.T., 2011, Styropor, Styrodur, Klebeband, 30 x 50 x 40 cm

Ausstellungsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

Birte Bosse, Die Sammlung, 2025, Stahl, Beton, 78 x 64,5 x 55,5 cm

Bastian Hoffmann, Flatsix, 2019, Aluminiumguss Porschemotor, 213 x 140 cm

HAUCK PLÜMPE, Konstellation, HP_M_041, HP_O_E_004, 2025, MDF, Lack, Keramik, Kittel, ca. 160 x 75 x 32 cm. Foto: Katrin Rother

Ausstellungsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

HAUCK PLÜMPE, HP_FM_TYP1_05, 2024, Kiste mit Griffen / Spanplatte lackiert, 60 x 50 x 115 cm

Birte Bosse, Die Nase, 2024, Fundstück aus Ruinen von DDR Gebäude (Hohenschönhausen), Stahl, Beton, 69 x 36 x 25 cm

Ausstellungsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

Robert Schad, Boden Bündel, 1985, Vierkantstahl, ca. 47 x 73 x 82 cm

Geerten Verheus, The Limits of Almost (Slats), 2008, Gummi und Acrylglas, 24 x 254 x 16 cm

Ausstellungsansicht Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

Ausstellungsansicht Wandarbeiten Galerie Georg Nothelfer. Foto: Katrin Rother

Jenny Michel, Hidden Encyclopedia, 2021, gefundene Materialien auf ausgelöschten Buchseiten auf Papier, 24 x 17 cm

Jenny Michel, Hidden encyclopedia future, 2022, ausgelöschte Buchseiten auf handgeschöpftem Papier, 30 x 20 cm

Jeroen Jacobs, Artefakte Nr.3, 2018, Beton, 14 x 19 x 12 cm

Jeroen Jacobs, Glücksstein, 2020, Ziegel, Beton, 23 x 24 x 13cm

Thomas Rentmeister, Ohne Titel, 2015 , Metallring, Tesafilm und Kohle auf Papier, 59,4 x 42 cm

Thomas Rentmeister, Ösen, die am Rande dösen, 2015, Metallösen, 59,4 x 42 cm

HAUCK PLÜMPE, Akte 1 – 3, 2024, MDF lackiert, je 25,5 x 11 x 50 cm

Geerten Verheus, Doloröschen, 2016, Acryl auf Wolle, 76 x 52 x 1 cm

Robert Schad, O.T., 2012, Wachskreide auf Papier, 29,7 x 21 cm

Robert Schad, Ohne Titel, 1988, Fettkreide auf Papier, 24,7 x 33 cm

Birte Bosse, Pleasure, 2025, Collage auf MDF, 40 x 30 cm

Birte Bosse, Dreams, 2025, Collage auf MDF, 40 x 30 cm

Birte Bosse, Health, 2025, Collage auf MDF, 40 x 30 cm

Bastian Hoffmann, O.T., 2022, handgeschöpftes Papier, Schreibtisch, Stuhl, Papier, Stifte, Ordner, Schneidematte, Lineal, Tesaroller, 22 x 29 cm

Delia Jürgens, Ohne Titel (Glitzernd) + Ohne Titel (Voraus), 2019-2021

Farbe auf pigmentiertem Inkjetdruck eines dekonstruierten Studiofenster, generiert durch Echtzeit-Algorithmen verschachtelt mit Screenshot-Animation auf PC auf Transparentpapier auf pigmentiertem Inkjetdruck eines dekonstruierten Studiofensters generiert durch Social Media Algorithmen auf Papier auf Gesso auf MDF, zweiteilig, je 46 x 22,5 cm

Eröffnung
Freitag, 7. März, 18 - 21 Uhr

Artist Talk
Samstag, 22. März um 14 Uhr

Die Galerie Georg Nothelfer wirft mit der Gruppenausstellung D O N ' T T O U C H ! Fragen zu Kontext und ästhetischer Erfahrung von skulpturalen Werken auf.

Kunst ist in ihrem historischen, sozialen und politischen Kontext „eingerahmt“ und wird heute selten losgelöst davon betrachtet. Die unterschiedlichen Kontexte und das damit verbundene Framing verändern die Wahrnehmung. Es sind vor allem die Informationsräume, in denen Kunst textbasiert begleitet wird. Aber nicht nur der semantische Kontext, der durch die Bereitstellung von Informationen zu einem Kunstwerk geschaffen wird, beeinflusst die Erfahrung mit Kunst. Sie offenbart auch einen intentionalen Ausdruck. Im Allgemeinen kann ein Werk als Kunst angesehen werden, wenn es wichtige Fragen oder Themen seiner Zeit aufgreift oder eine kulturelle Bedeutung hat. Kontextinformationen entscheiden in der Regel über die ästhetische Beurteilung im Vergleich zu keiner Information über die Werke und Künstler:innen. Sie prägt neuronale Reaktionen von der visuellen Wahrnehmung bis zur sozialen Interaktion.1 In den letzten Jahren deuten immer mehr Hinweise darauf, dass der Kontext nicht nur unsere Wahrnehmung der Welt prägt, sondern auch die Art und Weise, wie wir sie interpretieren - dasselbe gilt für die Kunst. Die emotionale Beziehung bestimmt ihre kritische Betrachtung, obwohl Kunst immer auch eine fiktive Dimension hat und einen vermeintlich unklaren Status gegenüber der realen Lebenswirklichkeit behält.

Die Kunst selbst dringt in nichtkünstlerische Bereiche vor und findet über das Interesse an neuen Materialien andere Bildsprachen, bis hin zu einem veränderten Kunstverständnis. Spätestens seit den Grenzüberschreitungen der Moderne und der damit einhergehenden Ablösung vom „Alten“ zieht die Kunst selbst die Grenze zwischen Kunst und Nicht-Kunst immer wieder neu, verkündet zugleich die Aufhebung dieser Grenze und öffnet so neue Erfahrungsräume. Lässt sich in diesem Zusammenhang auch das Berühren und vor allem das Nicht-Berühren von Kunst neu denken, um den Bedeutungskontext zu reflektieren?

Berührungen in der Bildenden Kunst finden meist auf emotionaler Ebene statt, hervorgerufen über die Betrachtung und Formen der Wahrnehmungen, es sei denn, die Interaktion mit dem Werk ist beabsichtigt: Ein „Laboratorium der Sinne“ ist die Kunst, schrieb Michel Serres2. Denn Berührung beschreibt die Beziehung zu den Dingen im Leben und in der Kunst. Sie durchkreuzt die Trennung der Sinne ebenso wie die von Subjekt und Objekt.

Was bleibt, ist die sinnliche Berührung oder visuelle „Umarmung“, die im digitalen Zeitalter über Displays wiederum eine neue Betrachtungs- und Erfahrungskomponente erhält. Das Begehren und damit das

Verhältnis von Berühren und Nicht-Berühren von Kunst hat sich mit und in den veränderten Kontexten gewandelt - nicht nur im öffentlichen Raum. Da stellt sich die sonst strittige Frage nach der Berührung weniger, weil hier Kunst allen gehört und berührt werden kann: Die aus Museen und Galerien vertrauten Bedingungen und Rezeptionsformen verändern sich durch Strategien der „Entkunstung“3 oder des Deframing, bei denen die Annäherung der Kunst an Dinge oder inszenierte Aktionen, die üblicherweise nicht als Kunst wahrgenommen werden, oder auch ein Reframing dazu führt, dass Objekte aus der Nicht-Kunstwelt durch ihre Überführung in den Kunstkontext als Kunst wahrgenommen werden. So geschehen mit den Appropriationen und den allseits bekannten Readymades: Kunst wurde in andere Bedeutungszusammenhänge übersetzt - bedingt auch durch eine neue, prozessual anmutende Materialität der Kunstwerke aus Alltagsmaterialien. Das Verhältnis von Kunst und Alltag rückte zunehmend in den Diskurs um Fragen der Autonomie, der sublimen Aura und der Auflösung idealer Formen. Kunstlose Materialien verändern den Kontext.

Die Ausstellung D O N ' T T O U C H ! inszeniert diese Verschiebung der ästhetischen Wahrnehmung im räumlichen Umfeld als down to the ground site und spekuliert auf diese (perspektivische) Weise außerdem über die verschiedenen Ebenen des Kontextes, auch über den Kunstraum hinaus und über das „unsichtbare“ Kunstwerk als Erfahrung an nicht-künstlerischen Orten: Die Information wird umgeschichtet ebenso die Bedeutungszusammenhänge, die sich dadurch immer wieder in neuer Form ergeben. Bedeutet das auch eine Entästhetisierung künstlerischer Formen? Und beantwortet es die Frage, ob das hier oder anderenorts Kunst ist? Zugleich spekuliert die Ausstellung mit Leerstellen über die Rezeptionsästhetik und die Rolle der Betrachtenden, nicht nur im Kontext von Raum, sondern auch von Abwesenheit.

NICHT BERÜHREN! Das allgemeine Museumsverbot gilt dennoch auch für diese Ausstellung. Aber die Vielfalt der ausgestellten Werke kann die geistige Erfahrung veranschaulichen und wie sehr uns Kunst berührt, ohne dass wir sie berühren ...

(Text: Harald F. Theiss)

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1 Kohinoor M. Darda & Anjan Chatterjee, The impact of contextual information on aesthetic engagement of artwork, in scientific reports, März 2023

2 Berührung, Taktiles in Kunst und Theorie, Herausgeber:innen: Kristin Marek und Carolin Meister, Brill | Fink; 1. 2022 Edition

3Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie, Frankfurt am Main 1970